Lövenich 1951 e.V.

Vorgeschichte des Trommler-u. Pfeifercorps 1951 e.V.

von 1884 bis 1951

 

Eine wertvolle Grundlage für die Vereinschronik des Lövenicher Trommler- u. Pfeifercorps geben und die noch lebende 70 – bis 80-jährige Mitglieder.

Ihre Augen leuchten vor Freude, wenn sie die Erinnerungen aus alter Zeit erzählen können.

Die größte Freude der Alten ist, wenn sie von alten Veteranen sprechen können.

Einer dieser Veteranen (1864 bis 1871) war Josef Dederichs, im Volksmund

„Tromme Jupp“ genannt.

Er trommelte im Auftrage der Schützenbruderschaft. Starb ein Mitglied, so ging er auf einer Landsknechttrommel wirbelnd durch den Ort und gab mit lauter Stimme den Tod und gleichzeitig den Termin für das Begräbnis bekannt.

Im Jahre 1908 forderte „Tromme Jupp“ aufgrund seines hohen Alters Theo Honold

(Honolds Dei), der gerade vom Inf.-Regiment 97 Saarburg heimgekommen war auf, seinen Dienst zu übernehmen.

Zur gleichen Zeit lebte auch ein Flötist (in der Fachsprache „Hornist“ genannt)

Heinrich Baumanns (Baggese Hendrik) in Lövenich, der bei den Umzügen der

Schützenbruderschaft mitwirkte.

Jakob Thelen (Fesche Köbes) schlug zu denselben Anlässen die „Decke Tromm“

Ferner wird Johann Mülfarth (Möllvart Hannes) genannt.

Er gründete, als er 1912 vom aktiven Militärdienst heimkam, zusammen mit Theo Honold das erste Trommler- und Pfeifercorps.

Folgende Mitglieder sind uns noch namentlich bekannt:

TrommlerFlötisten
Gierlings Theo Dederichs Gottfried
Honold JohannHöpgens
Honold TheoHonold Johann
Völker HeinrichHonold Willi
Dohmen MatthiasMülfarth Johann

(Abschrift aus unserer Festschrift von 1976)

Bild aus dem Jahr 1923

1914 bis 1945

Einige Mitglieder des Trommler- u. Pfeifercorps kehrten aus dem 1. Weltkrieg nicht zurück.

Nach Beendigung der Kriegsjahre ergriffen Josef Jansen (Joseve Jööf) und sein Bruder

Hubert Jansen erneut die Initiative und weckten somit den Gedanken, ein neues Korps heranzu-bilden. Hierbei bot sich die Gelegenheit, Nachwuchskräfte und Musikinteressenten in der  Freiwilligen Feuerwehr auszubilden. Aus diesem Spielmannzug der Feuerwehr bildete sich später ein selbstständiger Verein. In Schmucken Matrosenanzügen war nun für viele Jahre das Korps die Zierde der Festzüge und der Mitgestalter kultureller Veranstaltungen.

Wir möchten nachstehend die uns bekannten Spielleute für den genannten Zeitraum aufführen:

TrommlerFlötisten Korpsführer
von 1923 bis 1931von 1923 bis 1931 von 1923 bis 1939
Emunds Gerhard Boix ChristianDautzenberg Leo
Höfels Theodor Hermanns Christian Hermanns Christian
Meuser Willi Nickel Christian Jansen Josef
Peiffer Johann Venrath Josef Nickel Christian
Schotten Wilhelm Wilms Wilhelm Peiffer Johann
Welters Hubert
von 1932 bis 1939von 1932 bis  1939
Faber LeoBerger Franz
Schotten GerhardBoix Adolf
Schüppen WilhelmBoix Wilhelm
Sommer AntonDederichs Josef
Jansen Josef
Matthisen Wilhelm
Noethlichs Josef
Schläger Josef

In einem noch vorhanden Kassenbuch sind die spärlichen Einnahmen aus dem Jahre 1931 zu ersehen.

Für eine Anleihe von RM 100.– bei der Sparkasse Lövenich verbürgte sich der damalige Vorsitzende

Johann Mülfarth sogar mit seinem Haus. Erforderliche Ausgaben hielten den Kassenbestand in bescheidenem Rahmen

Blusenstoff für eine blaue GarniturRM   49,60
Anfertigung der BlusenRM   15,45
12 Marinemützen RM   22,80
Notenbücher RM     0,25
1 Tagebuch RM     0,25
Briefmarken RM     0,25
Rückzahlung an Sparkasse u.v.m.

Um die Kasse etwas aufzubessern wurde im Jahr 1932 ein gut organisierter Wettstreit veranstaltet.

Sehr viele bekannte Trommlerkorps nahmen hieran teil. Die Einnahmen bei Einzelspiel, Parade auf dem Sportplatz, Gesamtspiel in der Gartenwirtschaft Brendgens, Ball im Saale Busch (Jetzt Drogerie Kniepen), sowie Tanzgroschen, Stiftung vom Vereinswirt (RM 20.–), Stiftung  von der Bruderschaft (RM 60.–) und ungenannte Stiftungen sanierten die Kasse wieder soweit, dass nach Abzug der Kosten bei der Jahreshauptversammlung die astronomische Summe von RM 121,38 für das Jahr 1933 als neuer Kassenbestand registriert werden konnte.

Über die Ausgaben, die wir nachstehend nennen, werden wohl viele Leser schmunzeln

oder auch ernsthaft nachdenken:

für Licht  ( 7 Monate ) RM  12,60
für Kohlen RM    1,20
50 Briefmarken  je 0,04 RM RM    2,00
für Tanzmusik RM  40,00
1 Trommel RM  20,00
Steuer RM  30,00
für Bier an Polizei RM    1,50
Trommelfell RM    3,00
Tambourstab u. Flötenstöpsel RM  22,80
für Trommeln streichen RM    9,50

Zur Erläuterung der Ausgabenposten sei hier erwähnt, dass für die Benutzung der Proberäume

Licht und Heizmaterial vom Korps bezahlt werden mussten.

Bild aus dem Jahr 1930 – Ausflug nach St. Goar –

Am 4. Januar 1933 wurde bei dem Spar- u. Darlehnskassen-Verein e.GmbH Lövenich ein Sparkonto eröffnet. Nun wurden die Tugenden „Sparsamkeit und Fleiß“ entsprechtend mit Zinsen belohnt. Bis zum Jahre 1944 gibt das Sparkassenbuch Auskunft über die finanziellen Angelegenheiten des Vereins.

Im Jahr 1934 konnte eine fast neue blaue Unfiform mit weißroten „Schwalbennestern“

(Schulterzier bei Musiker-Uniformen) vom Trommlerkorps Doveren für RM 300.–

erworben werden. Der steife Stehkragen dieser Uniform zwang jeden Spielmann zu einer geraden Kopfhaltung, so dass das Korps automatisch (wohl auch der Zeit entsprechend) überall wegen seiner strammen Haltung und seines zackigen Auftretens grossen Beifall erntete. Aber nicht nur bei Vereinsveranstaltungen wusste das Lövenicher Trommlercorps

zu gefallen.  Die Chronik berichtet, dass es im Jahre 1936 anlässlich eines Familienabends die Teilnehmer sogar mit der Darbietung eines lustigen Theaterstücks überraschte.

Die Herbstkirmes 1937 wurde noch einmal besonders ausschweifend gefeiert.

Die Einnahmen für den Festzug (RM 15.–) wurden an die aktiven Mitglieder verteilt.

1938 wurde das Spielmannsleben durch Einberufung zu Wehrmacht und zum Reichsarbeitsdienst eingestellt.

Es folgte der zweite Weltkrieg. Dr Verein wurde jedoch vom jüngsten Mitglied

Willi Schüppen bis 1943 theoretisch, d.h. schriftlich weitergeführt.

Wie aus dem Kassen- und Sparbuch ersichtlich, wurden bis Ende 1943 RM 25.– für Kränze

gefallener aktiver Spielleute und Kameraden ausgegeben.

Als letztes vermerkte Willi Schüppen im Kassenbuch:

„Aufgrund meiner Einberufung im November 1943 möchte ich einen Strich

unter die ganze Rechnung machen und abschliessen in der Hoffnung auf ein

Wiederaufleben des Vereins nach dem Kriege“

gez. Willi Schüppen

Foto aus dem Jahr 1935

Festzug 1938 in Lövenich auf der Hauptstraße